Entwicklung von KI und Big Data verändert die Nachfrage nach digitaler Infrastruktur in Europa

13 November 2025
The Rise of AI
Inhaltsverzeichnis

Künstliche Intelligenz verändert den europäischen Markt für digitale Infrastruktur grundlegend. Die Nachfrage nach Rechenzentrums-Kapazitäten hat sich in den letzten Jahren drastisch beschleunigt. Technologieunternehmen investieren Milliarden in europäische Datenverarbeitungsanlagen – ein Trend, der die europäische Wirtschaft im kommenden Jahrzehnt nachhaltig prägen wird. Europa steht vor einer beispiellosen infrastrukturellen Herausforderung durch die rasante Entwicklung von KI. Laut Gartner werden die Ausgaben für künstliche Intelligenz jährlich um rund 30 % steigen – bis 2028 auf schätzungsweise 133 Milliarden US-Dollar. Diese Dynamik erfordert einen vollständigen Umbau der europäischen Dateninfrastruktur.

Technologiegiganten wie Microsoft, Amazon und Google investieren massiv in den Ausbau ihrer europäischen Rechenzentren. Ihre Expansionsstrategien wirken als Katalysator für den gesamten Markt. Auch Polen als Teil der Europäischen Union wird direkt von diesen technologischen Veränderungen betroffen sein.

Rasanter Ausbau von Rechenzentrums-Kapazitäten in Europa

Das Wachstum der Rechenzentren übertrifft die Erwartungen vieler Marktanalysten deutlich. Im Jahr 2024 lag der durchschnittliche Ausbau neuer Infrastruktur bei rund 33 Megawatt – doppelt so viel wie im Vorjahr. Für 2025 wird ein weiterer Anstieg auf etwa 47 Megawatt prognostiziert. Damit hat sich die Kapazität innerhalb von nur drei Jahren nahezu verdreifacht. Den größten Anteil am Wachstum haben Hyperscaler, die globale Cloud-Dienste anbieten. Projekte mit 100 MW oder mehr Leistung werden zunehmend zur Norm – sie dienen in erster Linie dem Training von KI-Modellen.

Die Europäische Kommission hat im Rahmen des „AI Continent Action Plan“ das Ziel formuliert, die Rechenzentrums-Kapazität der EU innerhalb von fünf bis sieben Jahren zu verdreifachen.

19 Standorte für europäische AI Factories

Zur Umsetzung dieses Ziels wurden rund 200 Milliarden Euro aus dem EU-Haushalt bereitgestellt. Insgesamt sind 19 AI Factory-Standorte in Europa geplant. Die ersten sieben – in Finnland, Deutschland, Griechenland, Italien, Luxemburg, Spanien und Schweden – wurden bereits Ende 2024 festgelegt, sechs weitere im Oktober 2025. Neue Entwicklungszentren entstehen unter anderem in Tschechien und Litauen.

Dieser europäische „AI Push“ steht in direkter Konkurrenz zu massiven Investitionen in den USA. Unternehmen wie OpenAI, Meta, Amazon und Google haben neue Großprojekte angekündigt. OpenAI etwa plant ein KI-Rechenzentrum in Norwegen, während Brookfield in Stockholm das Projekt „Stargate“ mit einem Volumen von 10 Milliarden US-Dollar und einer Leistung von 750 MW realisiert – mit einer Bauzeit von 10 bis 15 Jahren.

Energiebedarf: Europas größtes KI-Dilemma

Der Stromverbrauch der Rechenzentren steigt fast ebenso rasant wie deren Kapazität. Aktuell liegt er bei etwa 62 TWh pro Jahr – rund 2 % des europäischen Gesamtverbrauchs. McKinsey erwartet bis 2030 einen Anstieg auf über 150 TWh, also eine Verdreifachung. Sprachmodelle wie ChatGPT verbrauchen beim Training enorme Energiemengen, da tausende GPUs wochenlang parallel arbeiten.

Goldman Sachs schätzt, dass in Europa derzeit 170 GW Netzanschlussleistung für geplante Rechenzentren beantragt sind – ein Drittel der europäischen Spitzenlast. Selbst wenn nur ein Teil dieser Projekte realisiert wird, würde die Stromnachfrage um bis zu 60 % steigen.

Deutschland, das Vereinigte Königreich und Frankreich dominieren den Markt mit den höchsten Energieverbräuchen (4,26 GW, 3,69 GW und 1,72 GW im Jahr 2024). Diese drei Länder repräsentieren den Großteil des europäischen Energiebedarfs im Infrastruktursektor.

Big Data als Fundament des KI-Zeitalters

Künstliche Intelligenz ist ohne massive Datenmengen undenkbar. Sprachmodelle verarbeiten während des Trainings Billionen von Informationseinheiten („Tokens“). Hyperscaler-Rechenzentren führen mittlerweile hunderte Billionen Rechenoperationen durch – ein Maßstab, der frühere Generationen von Rechenzentren geradezu primitiv erscheinen lässt.

Beispiel Meta: Für das Training von Llama 3.1 kamen über 48 000 GPUs mit insgesamt 4,5 Petabyte VRAM zum Einsatz. Solche Modelle erfordern hochspezialisierte Rechenzentren mit modernster Hardware (NVIDIA H100, A100, Google TPU v4 u. a.).

Neue geographische Schwerpunkte: vom FLAP-D-Raum nach Mittel- und Nordeuropa

Die traditionellen europäischen Rechenzentrums-Hubs Frankfurt, London, Amsterdam, Paris und Dublin (FLAP-D)stoßen an ihre Grenzen. Frankfurt und Dublin haben nahezu ihre gesamte verfügbare Stromkapazität ausgeschöpft; Irland verhängte bereits ein faktisches Moratorium für neue Rechenzentren.

Skandinavische Länder bieten dagegen erhebliche Standortvorteile: kühles Klima, stabile Stromversorgung und günstige, grüne Energie aus Wasserkraft. Auch Finnland, Litauen, Tschechien und Polen gewinnen an Attraktivität – insbesondere Polen, das in den EU-Plan für AI Factories aufgenommen wurde.

Dank niedriger Betriebskosten, guter Energienetze und strategischer Lage zwischen West- und Osteuropa entwickelt sich Polen zunehmend zu einem Schlüsselstandort für datengetriebene Investitionen.

Infrastruktur-Herausforderungen: Netz, Fläche, Fachkräfte

Der europäische Energiesektor war ursprünglich nicht auf solch exponentielles Wachstum ausgelegt. Neue Hochspannungsleitungen benötigen bis zu zehn Jahre Bauzeit, während die KI-Branche in Monaten denkt. Auch die Verfügbarkeit großer, geeigneter Grundstücke wird zum Engpass – insbesondere in dicht bebauten Metropolen.

Parallel wächst der Fachkräftemangel: Elektroingenieure, Netzspezialisten und Datacenter-Techniker sind europaweit Mangelware. Länder wie Polen investieren daher gezielt in Ausbildungsprogramme und Technologiezentren, die von großen Tech-Unternehmen mitfinanziert werden.

Digitale Souveränität als strategische Priorität

Die EU erkennt die Risiken der technologischen Abhängigkeit: China kontrolliert rund 75 % der weltweiten Rechenleistung, die USA dominieren die Entwicklung generativer KI. Europa verfügt dagegen nur über etwa 5 %. Diese Asymmetrie gefährdet die digitale und wirtschaftliche Sicherheit Europas.

Der „AI Continent Action Plan“ soll diese Abhängigkeit reduzieren. Ziel ist der Aufbau einer eigenständigen europäischen Recheninfrastruktur, die Datenhoheit und Datenschutz nach europäischen Standards (GDPR) sicherstellt.

Polen spielt dabei eine zentrale Rolle – sowohl strategisch (als NATO-Mitglied zwischen West und Ost) als auch wirtschaftlich (durch energiepolitische Diversifizierung und technologische Investitionsbereitschaft).

Ausblick: Die Zukunft der europäischen Digitalinfrastruktur

Die Zukunft der Rechenzentren wird von mehreren Faktoren bestimmt: Energieeffizienz neuer Chips, Fortschritte beim Flüssigkühlungsdesign, Integration erneuerbarer Energien und der Ausbau dezentraler Edge-Strukturen.

Kleine modulare Atomreaktoren oder großflächige Solarparks könnten künftig Rechenzentren autark versorgen. Intelligente Stromnetze („Smart Grids“) und Speichertechnologien werden entscheidend für Stabilität und Nachhaltigkeit.

Polen besitzt hier – mit wachsender grüner Energieproduktion und industrieller Dynamik – enorme Chancen, ein zentraler Knotenpunkt der europäischen KI-Infrastruktur zu werden.

Fazit

Die Entwicklung von künstlicher Intelligenz und Big Data verändert Europas digitale Landschaft fundamental. Der Bedarf an Rechenzentren wächst exponentiell, getrieben durch den Hunger nach Rechenleistung und Datenspeicherung. Die Europäische Union investiert Milliarden in neue Infrastrukturen, um technologische Souveränität zu sichern.

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