Standortfaktoren für erfolgreiche Data-Center-Entwicklungen in Europa

5 September 2025
Successful Data Center Developments
Inhaltsverzeichnis

Warum die Standortwahl der entscheidende Hebel für Rechenzentrumsinvestitionen ist

Einleitung – Der Standort macht den Unterschied

Rechenzentren sind weit entfernt von Standard-Immobilien. Mit enormem Energiebedarf, extremen Anforderungen an Netzwerkanbindung, Klimatisierung und Ausfallsicherheit zählen sie zu den komplexesten Infrastrukturprojekten. Ein falsch gewählter Standort kann Investoren Millionen an Opportunitätskosten verursachen, den Markteintritt verzögern oder ein Projekt vollständig scheitern lassen.

Die richtige Standortwahl hingegen kann langfristige Wettbewerbsvorteile und stabile Renditen sichern. In diesem Beitrag analysieren wir die zentralen Standortfaktoren – basierend auf aktuellen Marktdaten, europäischen Rahmenbedingungen und Investorenperspektiven.

1. Technische Voraussetzungen

1.1 Stromversorgung – Lebensader für Betrieb und Skalierung

Moderne Hyperscale-Rechenzentren benötigen häufig 30–100 MW an kontinuierlicher Leistung. Resilienz wird in der Regel durch Redundanzkonzepte wie N+1 oder 2N erreicht. Laut Ember und DatacenterDynamics ist die Netzkapazität in etablierten FLAP-D-Märkten (Frankfurt, London, Amsterdam, Paris, Dublin) bereits stark ausgelastet – bis zu 42 % des verfügbaren Stroms fließen in Rechenzentren, in Dublin sogar fast 80 %. Entsprechend wichtig ist eine belastbare, skalierbare Netz- und Energieanbindung.

1.2 Glasfaseranbindung – Die Datenautobahn der Zukunft

Zuverlässigkeit und Geschwindigkeit sind entscheidend. Erfolgreiche Standorte bieten Anbindungen an mehrere unabhängige Carrier sowie direkte Verbindungen zu großen Internetknoten wie DE-CIX (Frankfurt) oder AMS-IX (Amsterdam). So lassen sich wachsende Anforderungen aus Cloud Computing, KI und Edge-Services performant bedienen.

1.3 Kühlung & Klima – Effizienz und Ressourcenschonung

  • Freikühlungspotenzial in kühleren Klimazonen kann Betriebskosten erheblich senken.
  • Wasserverfügbarkeit ist bei adiabatischer Kühlung relevant; in wasserarmen Regionen muss der Verbrauch sorgfältig geplant werden – ein 100-MW-Rechenzentrum kann bis zu 2 Mio. Liter Wasser pro Tag benötigen.
  • Innovationen wie Immersionskühlung oder Abwärmenutzung sind zunehmend Standard in modernen Projekten.

2. Flächen- & Gebäudefaktoren

2.1 Grundstücksgröße & Erweiterbarkeit

  • Hyperscale-Projekte benötigen in der Regel mehr als 5 ha.
  • Colocation- und Edge-Standorte sind ab 3.000 m² umsetzbar.
  • Erweiterungsmöglichkeiten sind ein strategischer Vorteil – modulare Bauweise und stufenweise Realisierung setzen sich immer mehr durch.

2.2 Gebäudearchitektur

  • Hohe Traglasten für Serverracks.
  • Flexible Raumaufteilung zwischen „White Space“ und Technikflächen.
  • Schutz vor Naturgefahren wie Hochwasser oder Erdbeben – zunehmend Bestandteil baurechtlicher Anforderungen.

2.3 Sicherheitsinfrastruktur

  • Mehrstufige Zugangskontrollen (Perimeter, Gebäude, Rack).
  • Abstand zu potenziellen Gefahrenquellen (Flughäfen, Chemieanlagen) wird häufig regulatorisch vorgegeben.

3. Rechtliche Rahmenbedingungen & Genehmigungen

3.1 Bauleitplanung & Flächennutzung

In vielen Regionen sind spezielle Gebietsausweisungen (z. B. Sondergebiete für Rechenzentren) erforderlich. Eine frühzeitige Abstimmung mit den Behörden kann Genehmigungsprozesse deutlich beschleunigen.

3.2 Umweltauflagen

  • EU-weite Energieeffizienzstandards („Code of Conduct for Data Centres“).
  • Emissions- und Wasserverbrauchsgrenzen variieren je nach Land.

3.3 Netzanschlussgenehmigungen

In manchen Ländern kann der Anschluss an das Hochspannungsnetz Jahre dauern. Ein frühzeitiger Dialog mit Übertragungs- und Verteilnetzbetreibern ist daher entscheidend.

4. Nachhaltigkeit & ESG

  • Viele Betreiber unterzeichnen den Climate Neutral Data Centre Pact und verpflichten sich bis 2025 zu einem PUE ≤ 1,3 in kühlem Klima, 75 % erneuerbare Energien, Wiederverwendung von Equipment sowie Abwärmenutzung in Fernwärmenetze.
  • Der EU-InvestAI-Plan stellt 10 Mrd. € für erste Initiativen und insgesamt 30 Mrd. $ für AI-Rechenzentren mit Gigawatt-Leistung bereit, u. a. mit einem geplanten Start in München bis September 2025.

5. Marktstruktur & Wettbewerb

5.1 Nachfrageentwicklung

  • CBRE prognostiziert 2025 in Europa ein Rekordwachstum von 937 MW neuer Kapazität – 43 % mehr als 2024. Über die Hälfte entfällt auf FLAP-D-Märkte, sekundäre Standorte wie Mailand und Madrid wachsen ebenfalls stark.
  • Cushman & Wakefield: Betriebskapazität in EMEA bei 10,3 GW, im Bau 2,6 GW, in Planung 11,5 GW – ein Pipeline-Anstieg von 43 % im Jahresvergleich.

5.2 Sekundärmärkte & regionale Trends

  • Spanien entwickelt sich zum südlichen Daten-Hub: Amazon (15,7 Mrd. €), Microsoft (6,7 Mrd. €), Repsol (4 Mrd. €) und Blackstone (7,5 Mrd. €) investieren in Aragón.
  • CBRE verweist auf Merlin Properties (Ziel: 600 MW bis 2029, Kühlung ohne Wasserverbrauch).
  • Iron Mountain eröffnet in Madrid einen 79-MW-Campus (1,1 Mrd. €) für mehrere Kunden.

6. Fallstudien – Erfolgreiche Standorte

6.1 Nordics & Südeuropa vs. FLAP-D

Ember prognostiziert bis 2030 ein Nachfragewachstum von bis zu 110 % in den Nordics und Südeuropa, verglichen mit 55 % in FLAP-D – dank besserer Strominfrastruktur und geringerer Regulierungsdichte.

6.2 Projekt Stargate – Norwegen als neues KI-Zentrum

OpenAI errichtet in Narvik (Nordnorwegen) ein Rechenzentrum mit 100.000 NVIDIA-GPUs, initial 20 MW, skalierbar auf 520 MW. Vorteile: kaltes Klima, günstige Energie, Flüssigkeitskühlung, Abwärmenutzung.

6.3 Deutschland – AI-Gigafactory der Deutschen Telekom

Deutsche Telekom kooperiert mit Nvidia und Brookfield beim Bau einer „AI-Gigafactory“ in NRW – Standortwahl basierend auf bestehender Industrieinfrastruktur mit gesicherter Strom- und Wasserversorgung.

6.4 Vom Kraftwerk zum Rechenzentrum

In Frankreich, Deutschland und Italien werden stillgelegte Kraftwerksstandorte zu Rechenzentren umgebaut – mit vorhandener Strom- und Wasserinfrastruktur und schnelleren Genehmigungsverfahren.

7. Fazit & Empfehlungen

Standorte mit direktem Hochleistungsstromanschluss, Glasfaseranbindung, klimatischer Effizienz und ESG-Konformität sind nicht nur technische Grundvoraussetzungen – sie sind strategische Wettbewerbsvorteile. Europa entwickelt sich vom FLAP-D-Cluster hin zu dezentraleren, nachhaltigeren Standorten. Frühzeitiges Handeln ermöglicht es Investoren, von moderner Infrastruktur, regulatorischen Anreizen und technologischen Trends zu profitieren.

Prime East Property Solutions begleitet Kunden von der Marktanalyse über die Standortprüfung bis hin zur schlüsselfertigen Übergabe – mit fundierter Expertise und Zugang zu exklusiven Projekten europaweit. Kontaktieren Sie uns für standortspezifische Marktdaten und Projektchancen.

Quellen & weiterführende Literatur

  1. CBRE (2025). Europe set to see record data centre capacity roll-out in 2025. Reuters, 13.02.2025.
  2. CBRE (2025). Global Data Center Investor Intentions Survey 2025.
  3. Cushman & Wakefield (2025). EMEA Data Centre Update – H1 2025.
  4. Datacenterdynamics.com (2024). Nordics and Southern Europe to see 110% Data Center demand growth by 2030.
  5. Reuters (2025). Microsoft to invest €6.7B in new data centres in Spain.
  6. cincodias.elpais.com (2025). Las grandes tecnológicas eligen España como el referente en el sur de Europa en centros de datos.
  7. tomshardware.com (2025). EU readies $30 billion investment in gigawatt AI data centers.

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